Ich bin heute so alt wie die Hausnummer des Hauses meiner Kindheit.
Ich weiß nicht, welche Möbel dort heute stehen.
Ich weiß nicht, was an der Wand hängt.
Aber ich weiß genau, wie zu welcher Jahreszeit die Sonne Licht und Schatten durch die Fenster wirft.
Und ich weiß genau, welche Muster dabei an den Wänden entstehen.
Das Haus meiner Kindheit ist seit einem Vierteljahrhundert verkauft, und ich habe es seitdem nicht mehr betreten.
In meiner Erinnerung kann ich noch durch alle Räume gehen, wache nachts hier und da auf,
kann das Schlafzimmer meiner Eltern betreten und verlassen,
höre die Geräusche aus der Küche, wenn ich in der Badewanne liege.
Ich kenne den Klang des Treppengeländers, den Geruch des Kellers,
weiß genau, wie das Auto des Milchmanns in jedem Raum klingt –
aber auch hinter dem Haus, davor und daneben.
Ich weiß genau, welchen Zipfel des Hauses man von wo genau sieht, wenn man durch den Wald geht.
Alles das ist mir noch immer sehr vertraut,
und ich kann es fast jederzeit in meinem Kopf abrufen, wenn ich will.
Die Leute, die heute dort wohnen, die mich nicht erkennen würden und mit denen ich nichts zu tun habe,
wissen nichts von damals – ich weiß nichts von heute.
Es mögen andere Menschen nach mir dort ihre Kindheit verbracht haben und heute erwachsen sein.
Sie haben aber niemals beim Einschlafen gehört,
wie meine Eltern mit Freunden im Wohnzimmer den Abend verbringen,
wie meine Mutter in der Küche telefoniert oder was sie beim Fensterputzen singt,
wie mein Vater mit Freunden zur Gitarre und zur Mandola singt.
Die kleinen, regelmäßigen Klänge:
Schiebetüren, Schritte, Reden,
die Gerüche, Räume, Böden und Wände,
Essen, Seifen, Pflanzen –
vielleicht heute alles anders,
aber gespeichert in meiner Erinnerung.
Der Lichtfall in den Räumen muss heute noch derselbe sein.
Dieselbe Sonne scheint heute wie damals,
und nachts derselbe Mond und dieselben Sterne.